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Es lohnt sich! Mit nur wenig Rucksackgepäck endlich aus dem hitzig-schwülen Stadtmoloch abreisen, um angenehm «auf Touren» zu kommen. Am besten gleich nach der Arbeit oder früh morgens im Zug nach Engelberg starten und mit den Titlis-Bergbahnen hoch hinaus.
Weltberühmt und nie besucht?
Zum Auftakt geht es auf den weltberühmten Titlis, den höchsten Berg der Zentralschweiz, mittendrin und ganz schön hoch. Mitten im heissen Sommer den Winter im Schnee bei 9 Grad Celsius zur Abkühlung geniessen, das tut gut. Mit der ersten drehbaren Luftseilbahn der Welt «Rotair» schwebt man auf den kleinen Titlis auf 3020 m.ü.M. Noch kühler ist es im Eistunnel. Das gigantisch dicke, feste, «ewige» Eis der Grotte des mächtigen Titlis-Gletschers lässt ein leichtes Schaudern durch den Körper fahren. Die Mächtigkeit und Kühle des Eises wirken eindrücklich.


Viele der weltweit hergereisten Gäste sehen, spüren, riechen das erste Mal Schnee. Lustig zu beobachten für uns, wie manche auf blankem Hosenboden auf dem Schnee hinunterrutschen und die Nässe in Kauf nehmen. Manch eine Inderin trägt unter ihrem Sari gemietete Bergschuhe. All die staunenden Gäste stecken auch uns an. Ich werde spontan von einem jungen Paar aus Asien begeistert angesprochen, wie überwältigend das Panorama sei. Ich teile bestätigend das Erlebnis mit ihnen. Ich bin auch gerne beim Fotografieren von Mutter und Tochter aus dem Südamerikanischen Raum behilflich und zaubere so viele glückliche und auch stolze Gesichter in ihre Kameras und Erinnerungen.

Europas höchstgelegene Hängebrücke, der Titlis Cliff Walk, macht auch mir kribbelnde Beine und braucht Mut zum Begehen. Die Aussichten sind fantastisch. Die Architektur und Technik der Installationen sind äusserst beeindruckend. Mein Blick vom Cliff Walk schweift von Gipfel zu Gipfel und bleibt an einem gegenüberliegenden Schneefeld hängen: Da bewegt sich doch in der Ferne etwas? Ich entdecke zwei ganz klein wirkende Seilschaften, wie sie gemächlich und ruhig über Schnee- und Eisfelder ziehen. Auf der anderen Seite des Titlis erkenne ich alle vier Seen der bevorstehenden Vier-Seen-Wanderung. Die stillen Bergseen liegen vor unseren Füssen. Ich bin froh, eine unangestrengte Wanderung vor mir zu haben.


Für uns sind all die Gesichter und Selfie schiessenden Gäste bezaubernd. Manch Pose bringt uns zum Schmunzeln. Unsere Reaktionen werden auch wahrgenommen: «Now, you are also one of us Chinese!», und wir lachen alle. Wohl die meisten dieser Gäste werden nur einmal im Leben die Schweiz in dieser «Höchstform» erleben. Ein herrliches und aussergewöhnliches Erlebnis – auch für uns. Wir wollten kaum mehr den Ort verlassen und denken: Gerade als Schweizer*in, hier Lebende muss man einmal in seinem Leben auf dem Titlis gewesen sein!
Der Trübsee, Berggasthaus Trübsee – ganz klar
In der Bergwelt angekommen! Ein freundlicher Empfang und ein sehr komfortables Zimmer mit moderner Ausstattung erwartete uns. Im Eckzimmer mit bequemer Couch, ähnlich einer Junior-Suite, überrascht ein grosser, gestufter Kachelofen. Im Winter ideal zum Wärmen und im Sommer zusätzliche Ablagefläche. Das Thema Bergwelt wird mit einer Art Trockenmauer, einer geschichteten Steinmauer innerhalb der Mauer, aufgegriffen. Säumerwege wurden oft von Trockenmauern gesäumt. Das angenehme Alpenambiente des Zimmers wird durch einen schönen, massiven Eichenboden abgerundet. Die neuen Zimmer wirken warm und sehr gemütlich. Ich freue mich schon auf die walk-in Regendusche!
Bewegung tut not – ab auf den Trübsee-Rundweg! Die perfekte Aktivität für den Nachmittag. Ein eindrückliches Bergpanorama umringt den spiegelglatten, klaren Bergsee, umsäumt von üppigen Wiesen. Das Panorama spiegelt sich im See. Die freilaufenden, grasenden Kühe stehen schon auch mal auf dem Wanderweg. Das Kuhglockengeläut schwingt in den Ohren. Wir tanken frische Alpenluft und spazieren gemächlich.

Der Rundweg bietet Familien mit Kindern viele spannende, gut gebaute, neue Spielplätze und Feuerstellen mit bereitgestelltem Holz. Der zum Baden einladende, aber doch kühle Bergsee, ist eher für Mutige. Wir nehmen unser obligates «Plättli» mit Alpspezialitäten draussen im Schatten auf der Holzbank bei der urchigen «Hüethütte» ein. Eine zurecht «Hüethütte» heissende Alp. Hier wohnt eine Bergbauern-Familie, die ca. 180 Rinder während des Sommers hütet. Kaum ein Gast der fernen Welt findet den Weg hierher. Eine Station weiter wartet beim Restaurant Alpstübli eine weitere Kostbarkeit: das Trübsee Bier. Bei Gelegenheit kann man zusehen, wie es auf offenem Feuer gebraut wird.

Die am Ufer angebrachten Hängematten sind verlockend. Einfach mal dahindösen und dabei den fast meditativ wirkenden Kuhglockenklängen zuhören. Dem leichten Treiben der Menschen am und im See zusehen? Manch ein weither gereister Gast probiert sich zum ersten Mal auf einem Ruderboot. So sitzt vor unseren Augen ein Paar aus dem arabischen Raum im Boot, der Mann am Ruder. Das Boot kommt kaum vom Fleck. Etwas irritiert. Wir kommen nicht umhin helfend zu erklären, dass er sich doch besser umdrehen möge, um rudernd vorwärts zu kommen. Er dreht und bedankt sich lachend für den Tipp. Wir gehen auch vorwärts, schmunzelnd und leichtfüssig zum Berghotel Trübsee.
Trübsee – Jochpass – ein alter Säumerweg – Teil der Sbrinz-Route
Der Trübsee ist für alle und besonders für Familien mit Kindern ein spannender Ort. Hier locken für einmal viele Aktivitäten und nicht die absolute Abgeschiedenheit. Dennoch ist es kein mit Menschen überfüllter Ort. Und wer zur Übernachtung bleibt, hat die am frühen Abend, nach der letzten Gondelabfahrt einkehrende Ruhe und Alpenidylle, für sich. Die Tagesgäste sind weg. Jetzt noch meine erfrischende Regendusche, und wir sind bereit für den genussvollen Teil des Abends. Im abendlichen Sonnenschein auf der Hotel-Terrasse geniessen wir den Apéro und schauen immer mal wieder auf den imposanten Titlis. Im gemütlichen, rustikalen Restaurant stillen eine feine Gemüsesuppe, ein breites Angebot vom Salatbuffet und ein Hauptgang unseren kräftigen Hunger. Der sehr freundliche und zuvorkommende Service bedient uns später auf der Terrasse weiter, mit einem feinen Kaffee und dem Dessert.
Nach einer wunderbar ruhigen Bergnacht in einem herrlichen Bett, mit sinnlichem Kuhglockengeläut, bei geöffnetem Fenster von weither hörend, geht es früh morgens zur Stärkung ans grosse Frühstücksbuffet. Das Hotel ist ideal für einen frühen Wander-Start. Ohne Anfahrtsstress gemütlich frühstücken. Mit einem Lunchpaket ausgestattet starten wir vom Hotel aus dem Seeweg entlang. Das Seewasser liegt still und glatt vor uns. Manch ein Rind steht bereits mit all seinen Vieren knietief im See und gönnt sich eine Morgenfrische. Jetzt geht es mit dem Sessellift auf den Jochpass. Weil wir noch einige sich lohnende, aber zeitverzögernde Fotostopps vor uns haben, lassen wir uns gemütlich hinauftragen. Erstaunlich: Hier wurde im Juli 1944 der allererste Sessellift von ganz Europa in Betrieb genommen. Bis kurz davor galt der Jochpass Jahrhunderte lang als Säumerpfad und direkteste Verbindung zwischen dem Haslital und Engelberg . Er ist auch Teil der Sbrinz-Route.
Wer Zeit und Musse hat, wandert auf diesem historischen Säumerpfad, auf etwas steileren Serpentinen, mit herrlichen Rückblicken ins Tal während den Verschnaufpausen, bis zum historischen «Bärghuis». Beruhigend: Die Säumer wählten ja Kraft sparende, witterungsbedingt sinnvolle und möglichst kurze Wege. Im «Bärghuis» auf 2222 m.ü.M. kann man sich dann ja bereits wieder eine Pause mit grandioser Aussicht gönnen.
Jochpass – Engstlensee – Engstlenalp: Kraftort der Natur
Auf zu stillen Wassern – der nächste Bergsee wartet! Für Kniegeplagte kann die Reise bequem im Sessellift bis fast zum Engstlensee weitergehen. Wer bergab wandert, geniesst die grandiose Aussicht über den See bis in die Berner Alpen etwas länger. Dieser Abschnitt, von der Talstation bis zur Engstlenalp, ist der einzige, der nicht abgekürzt werden kann. Es ist unserer Meinung nach ein sehr schöner Teil der gesamten Wanderwegstrecke. Leichtfüssig geht es weiter.

Auf einem einfachen und schönen Weg, an Wildblumen- und Kräuterwiesen vorbeiziehend, immer mit prächtiger Bergarena voraus und dem Titlis im Rückblick, geht die Wanderung oberhalb des Engstlensee vorbei. Dabei tun sich grandiose Postkartenbilder auf. Anglerherzen schlagen jetzt höher. Es gibt einige Forellen im See.

Auf der Engstlenalp gönnen wir uns in der Rossbodenhütte eine Erfrischung. Rundherum Viehherden – Kühe hier, Rinder da. Manch eine schlürft literweise Bergwasser vom fast überfliessenden Brunnen oder kratzt sich genussvoll den Hals am Holzgeländer der Terrassenumrandung.

Eine paradiesische Landschaft mit besonderer Ausstrahlung. Ein Kraftort. Hier schwingen natürliche geomantische Kräfte. Stärken von Mikroröntgen wie auf dem Himalaya und gleich hohe Boviseinheiten wie bei der Pyramide von Gizeh wirken. Der Kompass reagiert desorientiert. Wir nicht. Wir laden hier gerne unsere Batterien auf. Ein spürbar besonderer Ort.
Grosse Persönlichkeiten wie Goethe, Twain und Einstein schätzten den Ort ebenfalls. Alle haben sie die Hochmoor- und Seenlandschaft inmitten steiler Kalkflühe bewundert. Nur ein paar Schritte weiter und man steht vor dem historischen Berghotel Engstlenalp. Es lohnt sich, einen Blick ins Innere des 1892 erbauten Hotels zu werfen. Im Salle à manger, wo man wie anno dazumal weilt, kommt noch heute die schöne Grand-Hotel-Stimmung aus der Belle-Epoque auf.


Mit Musse die Zeit sinn- und genussvoll «versäumen»
Es geht gemütlich weiter über die schöne Hochebene der Engstlenalp, die auch Teil der Säumerroute war. Ein gut unterhaltener Weg führt nun an einer langgezogenen Bergflanke mit leichter Steigung hinauf zur Tannalp. Bei manch einem Tritt braucht es etwas Vorsicht. Es lässt sich aber bestens mit entgegenkommenden Wanderern kreuzen. Die eine und andere etwas schwierigere Stelle ist mit dickem Drahtseil gesichert. Ein wundervoller Weg, immer begleitet von einem fantastischen Bergpanorama.


Tannalp – alles nur Käse?
Wie schon früher wird auf der Tannalp das Käsekessi auf dem Holzfeuer täglich befeuert und mit traditionellen Geräten hantiert. Hier entsteht der sehr schmackhafte Käse der Tannalp. Im Sommer werden Viehherden von etwa 30 Bauern gesömmert. In der Alpkäserei verarbeitet der Käser täglich die frische Milch der Alpkühe.



Tannalp – Tannensee/Tannalpsee – Melchsee-Frutt
Der Tannensee sowie der Melchsee werden zur Stromproduktion genutzt. Daher hat der Tannalpsee einen Staudamm und der Wasserpegel unterliegt Schwankungen. Auch hier darf geangelt werden, das Schwimmen hingegen ist untersagt (bitte die Bestimmungen beachten.) Dafür gibt es eine tolle Feuerstelle gleich zu Beginn des Wanderweges. Grillrost und trockenes Holz stehen schon bereit.
Wer sich nun bequem ab Tannalp chauffieren lassen möchte, kann mit dem Fruttli-Zug weiterreisen. Wir nehmen den Wanderweg unter die Füsse, dem Tannalpsee entlang. Es geht geradeaus auf einem einfachen Weg und später ganz leicht hinunter nach Melchsee-Frutt.




Melchsee-Frutt
Der Panoramalift erschien mir zunächst unnötig dahingestellt. Aber tatsächlich lohnt es sich hinauf zu fahren und den schwindelerregenden Blick über den See schweifen zu lassen. Eine fantastische Aussicht in die Bergwelt bis zum Titlis oder auf das Obwaldner Bergpanorama tut sich auf.

Text: Claudia Ruf, WegWandern.ch
Fotos: Yvonne Zürrer, WegWandern.ch
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