In der Natur können wir uns entspannen und alle Zwänge ablegen – jedoch nicht unser gutes Benehmen. Pixabay.com © 11417994 CCO Public Domain
Das Wandern ist es Schweizers Lust. In den letzten Jahren stieg die Begeisterung für den Outdoor-Sport immer weiter an. Laut einer Studie des Bundesamts für Strassen, kurz Astra, gehört eine Wanderung bei 57 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren zu den regelmässigen Sport- und Bewegungsaktivitäten. Im Schnitt unternehmen Bewegungsfreudige jährlich 15 Wanderungen, die bis zu drei Stunden dauern können.
Die Bewegung an der frischen Luft bringt den Kreislauf in Schwung. Man entdeckt Neues und kann sich in der Natur entspannen. Eine kurze Auszeit in Form von erholsamen Wanderferien kann dabei helfen, vollständig abzuschalten und den Blick für die wirklich wichtigen Dinge nicht zu verlieren. Diese Freiheit bedeutet jedoch nicht, dass automatisch keinerlei Anstandsregeln mehr gelten. Damit auf beliebten Wanderwegen nicht Unordnung und Chaos Einzug halten, empfiehlt sich ein Blick auf diesen kurzen «Wanderknigge».
1. In Ruhe die Natur geniessen
Wer wandert, möchte in der Natur die Ruhe geniessen. Es gibt zahlreiche schöne Wanderrouten, die durch idyllische Wälder, über Wiesen oder in die Berge führen. Dies ermöglicht die Flucht vor dem Lärm und der Hektik des urbanen Lebens. Das gelingt jedoch kaum, wenn lautstark durchs Grün gestampft wird. Laute Musik, ein klingelndes Smartphone oder gar Schreie mindern eine entspannende Atmosphäre. Gleichzeitig wird Unruhe in Wald und Heide gebracht. Tiere suchen dann schnell das Weite oder verstecken sich. Dabei sind gerade das Trällern der Vögel oder das Erhaschen eines Blickes auf ein Reh im Dickicht die Augenblicke, die dem Aufenthalt in der Natur den besonderen Zauber verleihen.
Damit wir uns den Spass am Wandern nicht selbst verderben, empfiehlt es sich, sich leise und achtsam fortzubewegen. Gegen ein ruhiges Gespräch ist nichts einzuwenden – am besten mit gesenkten Stimmen oder gleich im Flüsterton. Das verhindert, dass sich Flora und Fauna von der menschlichen Anwesenheit gestört fühlen. Sind wir selbst ruhig, können wir die beruhigende Kulisse des Waldes besser in uns aufnehmen. Wer die Atmosphäre intensiv auf sich wirken lassen möchte, kann sich ein paar Minuten schweigend in den Wald setzen. Das sogenannte Waldbaden hilft dabei, sich zu entspannen und Energiereserven wieder aufzufüllen.
2. Auf den Wanderwegen bleiben
Beim Wandern sollte man ausgewiesene Wanderwege nicht verlassen. Pixabay.com © Free-Photos CCO Public Domain
Bei einer Wanderung durch die Natur gibt es rechts und links vom Wegesrand vieles zu entdecken, was die eigene Aufmerksamkeit fesselt. Interessante Blüten, malerische Waldszenerien oder Tiere erfreuen das Auge von Betrachter:innen. Sie sollten jedoch nicht dazu verlocken, den Wanderweg zu verlassen und ins Unterholz zu laufen. Auf unbekanntem Gelände droht durch Stolperfallen wie Wurzeln oder lose Steine Verletzungsgefahr. Gleichzeitig werden durch unbedachte Schritte zahlreiche Pflanzen zerstört und kleine sowie grosse Tiere verscheucht.
Wer in der Natur unterwegs ist, bewegt sich im Lebensraum der einheimischen Flora und Fauna. Das Ziel sollte es sein, deren Schönheit zu bewahren und nicht – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – zu zerstören. Nicht nur im Wald gilt diese Regel. Führt der Wanderweg über eine wilde Blumenwiese oder eine Kuhweide, sollte dieser ebenfalls nicht verlassen werden.
TIPP: Es ist nichts dagegen einzuwenden, Pflanzen und Tiere von Weitem zu fotografieren – am besten ohne Blitzlicht. Jedoch sollte darauf verzichtet werden, für ein Selfie quer durchs Grün zu laufen und vielleicht sogar Tiere zu erschrecken.
3. Die Schönheit der Natur wahren
Beim Wandern wollen wir uns in der Natur erholen und neue Eindrücke sammeln. Das macht keinen Spass, wenn wir auf alte Verpackungen, Taschentücher oder anderen Müll unserer Vorgänger:innen treffen. Daher lautet eine wichtige Regel beim Aufenthalt auf der Wiese oder im Wald: Keine Spuren hinterlassen. Diese stören die Idylle der Natur nicht nur optisch. Für die Tier- und Pflanzenwelt können sie eine ernste Gefahr darstellen.
Nicht nur bei einem Spaziergang durchs Grüne ergibt es Sinn, die eigenen Spuren wieder verschwinden zu lassen. Auch beim Camping oder einer Nachtwanderung mit Lagerfeuer greift der Mensch in die Natur ein. Bevor wir diese wieder verlassen, hilft ein kritischer Blick. Sieht alles wie vorher aus oder liegt doch irgendwo Unrat? Am besten verlässt man Wanderwege und Co. so, wie man die Umgebung gern selbst vorfinden würde.
4. Zeit lassen
In der Natur können wir unsere Achtsamkeit trainieren. Pixabay.com © StockSnap CCO Public Domain
Eine Wanderung durch die Natur sollte nicht als selbstverständlich betrachtet werden. Immerhin handelt es sich um ein Naturerlebnis. Wie das Wort bereits verrät – es wird etwas erlebt. Dabei spielt es keine Rolle, was gesucht wird: Ruhe, der Anblick von Pflanzen und Tieren oder der reine Duft der Natur. Beim Aufenthalt im Freien erspüren wir unsere Umgebung mit allen Sinnen. Das gelingt jedoch nur, wenn sich auf diese Empfindung eingelassen und bewusst auf die Idylle achtet wird. Denn wer achtlos über den Wanderweg eilt, wird kaum die Schönheit der Natur und deren entspannende Wirkung wahrnehmen.
5. Regionale Vorschriften
Nicht alle Wege, die durch die Natur führen, sind auch als Wanderwege ausgelegt. Speziell in Naturschutzgebieten ist es jedoch erforderlich, Flora und Fauna möglichst unberührt zu lassen. An diese Regel hält sich jedoch längst nicht jede:r. Oftmals kommt es vor, dass sich Wandernde und Spaziergänger:innen «eigene Wege» schaffen. Schnell bilden sich sogenannte Trampelpfade, die selbst Naturverbundene in die Irre führen können. Daher empfiehlt es sich, für eine Wanderung ausgewiesene Wanderwege zu wählen.
In dem Zusammenhang kann es sinnvoll sein, sich vor dem Start der Wanderung mit Wanderweg-Signalisation auseinanderzusetzen. Ebenfalls empfiehlt es sich, vor dem Trip einen Weg auszusuchen. Dabei können Wanderkarten oder Apps helfen. Diese sollten möglichst aktuell und von offizieller Stelle abgesegnet sein. Viele Apps zeigen mitunter auch Schleichwege und Trampelpfade als Wanderwege an. In der Folge werden entsprechende Wege immer häufiger genutzt und ein Teufelskreis entsteht. Zudem werden durch das ständige Bewandern der unberührten Natur die ansässigen tierischen Bewohner vertrieben.
Damit das Wandern weiterhin Freude und Entspannung bringt, können sich Wanderfreudige diese fünf Regeln zu Herzen nehmen und vielleicht weitere aufstellen. Der achtsame Umgang mit der Natur trägt zu deren Schutz bei, sodass die Idylle auch weiterhin genossen werden kann.
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