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WegWandern.ch: Ist jeder Hund, jede Rasse für das Wandern geeignet?
Monika Fasnacht: Grundsätzlich sind einfache Wanderungen für alle gesunden Hunde gut machbar, unabhängig von der Rasse.
Wie lange kann ein Hund normalerweise mitwandern oder wie merke ich, dass es zu viel ist oder er einfach nicht mehr kann/will?
Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Wichtig sind der Fitnesszustand eines Hundes und das Alter. In der Regel weiss jeder Besitzer, was er seinem Hund zumuten kann und darf.
Kann man mit Hunden auch Höhentouren machen?
Wichtig ist, dass der Untergrund fest ist und es keine Felsen und steilen Abhänge hat. Der Hund sollte nie in Gefahr sein, deshalb sind Klettertouren z.B. ungeeignet. Die Hunde sollten auch jederzeit gut abrufbar sein und keine eigenen «Touren» machen. Zudem muss der Wildschutz beachtet werden. In gewissen Gebieten und Regionen gilt Leinenpflicht. Diese muss eingehalten werden.
Wie und wann sollen die Pfoten geschützt werden?
Lange Touren auf einer geteerten Strasse sind nicht günstig für die Pfoten, vor allem wenn es heiss ist. Grundsätzlich sind Touren bei grosser Hitze nicht zu empfehlen.
Im Winter schadet das Streusalz den Pfoten, sie sollten deshalb immer nach dem Spazieren mit Wasser gereinigt und abgetrocknet werden. Bei grosser Kälte gibt es im Fachhandel auch «Pfoten-Schutze».
Untergrund wie Kastanien mit Stacheln, schneidendes Gestein, gefrorener Schnee, rutschiges Gestein, bei Nässe: Worauf kontrolliere ich seine Pfoten?
Die Pfoten sollten nicht rissig oder spröde sein. Eine regelmässige Kontrolle ist da wichtig. Sollte es doch mal vorkommen, können die Pfoten mit Melkfett eingerieben werden.
Wie führt man den Hund ans Wandern heran?
Es ist wie beim Menschen: Die Fitness muss zuerst aufgebaut werden. Deshalb lieber klein anfangen und langsam steigern. Ein Hund im Freilauf legt zudem einiges mehr an Weg zurück als der Mensch.
Wie alt soll ein Hund mindestens sein, bevor er auf eine Wanderung darf?
Für Welpen sind lange Wanderungen nicht geeignet. Während der Wachstumsphase sollte der Hund ebenfalls nicht arg strapaziert werden. Diese variiert je nach Rasse und Grösse. In der Regel gilt: Je grösser der Hund wird, desto länger dauert die Wachstumsphase.
Stört es den Hund, wenn er sein eigenes Futter im geeigneten Hundegepäck trägt und wieviel Gewicht kann ein Hund über wieviele Stunden tragen?
In der Schweiz sind Rucksäcke für Hunde nicht sehr verbreitet. Aber es ist tatsächlich eine Möglichkeit. Der Hund muss zuerst gut an die Traglast gewöhnt werden. Der Rucksack muss zudem gut sitzen und passen, hier sollte man sich unbedingt im Fachhandel beraten lassen, auch punkto Gewicht.
Kennst Du ein geeignetes Hundefutter für Mehrtages-/Wanderungen?
Am Einfachsten ist es, Trockenfutter in Portionen abgepackt mitzunehmen. Ich bevorzuge ein Trockenfutter, welches keine Konservierungs- und E-Stoffe hat. Nassfutter in Beuteln ist auch eine Möglichkeit.
Wie übernachtet der Hund auf SAC-Hütten oder anderen Unterkünften? Kann er draussen nächtigen oder ist es möglicherweise zu kalt (Erkältungsgefahr)?
Die meisten Haushunde übernachten daheim drinnen. Deshalb ist es ungünstig, sie in einer SAC-Hütte oder Unterkunft draussen zu lassen, selbst wenn Hundeboxen vorhanden sind. Er könnte jammern und wirklich auch kalt haben. Hier erkundigt man sich am Besten im Vorfeld, ob und wie Hunde in Unterkünften erlaubt sind.
Ist es gut einen kleineren Hund in einem Rucksack oder ähnlichem zu tragen?
Grundsätzlich hat ein Hund vier Beine, die ihn selber tragen. Und wenn ein Mensch gerne wandert, sollte er sich lieber keinen «faulen» Hund zulegen. Ist ein kleiner Hund aber altersschwach, kann er sicher streckenweise mal im Rucksack getragen werden.
Wie merke ich, dass es dem Hund keine Freude bereitet?
Wenn ein Hund sich dauernd hinlegt oder das Weiterlaufen ständig verweigert, sollte man über die Bücher. Wichtig ist hier, dass unterschieden wird, ob der Hund nur seinen Kopf durchsetzen will, weil er grad keine Lust hat, oder ob es ihm wirklich keine Freude macht. Eigentlich bewegen sich Hunde gerne.
Welches Notfallpaket nehme ich für den Hund mit?
Am einfachsten ist es, die menschliche Notfallapotheke, welche ja schon vieles enthält, mit ein paar Sachen für den Hund zu ergänzen. Z.B: Zeckenzange, Jodlösung zur Desinfektion, Kohletabletten gegen Durchfall. Je nach Bedarf kann sie beliebig erweitert werden.
Wie transportiere ich sein Wasser am Besten? Wieviel trinkt er?
Je nach Jahreszeit und Anstrengungsgrad, haben auch Hunde mehr Durst. Oft bedienen sie sich selber unterwegs an einem frischen Bach. Im Wandergepäck sollte aber immer eine Petflasche mit frischem Wasser für den Hund sein, plus ein Napf. Im Fachhandel gibt es faltbare, wasserdichte Näpfe aus Nylon, die sich wunderbar eignen.
Begegnungen mit Kühen auf der Weide: Wie verhalte ich mich?
Oft interessieren sich Kühe oder Rinder wenig für Menschen, dafür umso mehr für Hunde. Viele Hunde fühlen sich bedroht und haben Angst. Deshalb gehören sie an die Leine und sollten vom Menschen in einem grossen Abstand um die Kühe herum gelenkt werden. Tabu ist, dass die Hunde bellend auf die Kühe zurasen.
Besondere Vorsicht gilt für Hund UND Mensch bei Mutterkuh-Haltung. Die Muttertiere verteidigen ihre Jungen, das kann böse Folgen haben. Hier empfehle ich, keine Weiden zu betreten und das Gebiet grossräumig zu umgehen. Ebenfalls nicht zu spassen ist mit Herdenschutzhunden. Auch hier gilt: den eigenen Hund an die Leine nehmen und viel Abstand halten.
Gibt es unsichere Hunde, deren Selbstbewusstsein gestärkt werden könnte mit Wandern?
Die meisten Hunde bewegen sich gerne und sind neugierig. Hier muss man die Balance finden. Der Hund sollte nie in unangenehme oder gefährliche Situationen gebracht werden. Dann hat er Freude und ist zufrieden, was sich positiv auf sein Seelenleben und auch das Selbstbewusstsein auswirkt.
Liebe Monika, vielen herzlichen Dank für das Interview und alles Gute!
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