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Das Berggasthaus Schwarenbach und der Gemmipass sind Zeitzeugen einer Jahrhunderte langen Berggeschichte der Schweiz. Nicht erst zum aufblühenden Berg- oder dem Bädertourismus, bei dem Leukerbad eine bedeutende Rolle zukommt, wurde der Pass begangen. Vermutlich waren schon zur Bronzezeit Menschen über dem Alten Gemmipass unterwegs, wie auch Kelten und Römer. Ebenso die Alemannen, welche ihren sprachlichen Einfluss bei den deutschsprachigen Wallisern hinterliessen. Über den Gemmi gingen Säumer mit ihren Waren auf Maultieren beladen, Pilger, Fussboten mit Post, Reiselustige, Bädertouristen, Wanderer.
Ein Kommen und Gehen auf dem Alte Gemmi und späteren Gemmipass
Die älteste Nennung des Passes verdanken wir historischen Urkunden ab 1252. Der Bischof von Sitten und die Stadt Bern schlossen ein Bündnis über die Gemmi. Differenzen auf der «Ebene» Gemmi mussten mündlich geregelt werden. Der Gemmipass wurde erstmals 1495/97 auf Kartenmaterial der Eidgenossenschaft erwähnt.
Der Passweg ist jedoch viel älter. Er führte anfänglich vom Daubensee durch das Furggentälti, die Alte Gemmi, nach Leukerbad. Vermutlich wurde er dann vor 1334 in die Daubenwand verlegt. Gesichert ist, dass der Aufstieg auf die Daube teilweise oder gänzlich von 1739-1741 angelegt wurde. 1740 wurde ein Ausbau des Weges zwischen Kandersteg und Leukerbad über den Gemmipass erwogen. Auf diesem Verbindungsweg wurde 1742 ein Gast- und Zollhaus im Schwarenbach errichtet. Ab dem Jahr 1742 konnte man als Reisender im Berggasthaus Schwarenbach nächtigen und sich verpflegen.
Das Gasthaus Schwarenbach diente einst als Zollhaus auf der Verbindung zwischen Bern und dem Wallis. Das Wallis trat 1815 zur Eidgenossenschaft bei, daher war es auch Grenze zwischen Frankreich und der Republik. Noch bis ins 19. Jahrhundert und während der Helvetischen Republik (1898-1803) hatte jede Region der Schweiz seine eigenen Gewichte, Zahlmittel, Masse uvm. An den Gebietsgrenzen verlangte man Zölle für den Güterverkehr. Pässe waren da sehr willkommen zur Kontrolle und Erhebung des Zolles.
Ab etwa 1842 erhielt das Haus Schwarenbach immer wieder eine Veränderung; zuerst wurde aufgestockt mit drei Schlafkammern. Weitere bauliche Verbesserungen kamen dank dem Bergführer Melchior Anderegg aus Meiringen ab 1856 dazu. Nach 1900 wurde das Gasthaus erneut erweitert. Damals konnten etwa 50 Personen übernachten.
Während der Kriegswirren 1799, dem Aufstand der Oberwalliser gegen die Franzosen, wollte die helvetische Zentralregierung einen durchgehenden Fahrweg über die Gemmi mit einer Festung darauf erbauen. Aus diesen Ausbauplänen während der Zeit der Helvetic wurde nichts. Die Gemmi jedoch nutzte man zum Nachrichtenaustausch; anfänglich zwischen den Regierungen Bern und Wallis, ab Mai 1800 wurde eine helvetische Post eingerichtet. Eine Botenkette mit 14 Etappen von Luzern aus über Brünig und Gemmi zum Grossen St. Bernhard.
Später errichtete die Fischerpost (bernisches Postunternnehme von der Familie Fischer 1675 gegründet) eine Fussbotenkette zwischen Bern – Gemmi – Simplon – Mailand ein. Zweimal wöchentlich wurden Nachrichten übermittelt. Die späteren Bemühungen zur Errichtung einer Fahrstrasse wurden deshalb zur Seite geschoben, weil die Grenzverhältnisse auf dem Pass nicht klar geregelt waren. (entnommen und zusammengetragen aus: «Die Gemmi – Von der Verbindung zum Weg» von Prof. Dr. Klaus Aerni, Cartographica Helvetica, Heft 19, Jan. 1999).
Eine eindrückliche Liste von Besuchern in den erhaltenen Gästebüchern
Das Berghotel Schwarenbach wurde schon früh von berühmten Persönlichkeiten aufgesucht. Sie trugen sich in den Gästebüchern des Schwarenbach ein. Darunter schon 1777 Horace Bénédict de Saussure – Vater der modernen Alpenforschung; Adalbert von Chamisso 1812 – Naturforscher und Dichter. Später kamen Alexandre Dumas 1872, angeblich auch Jules Vernes 1873, sicher aber Lenin 1904 und sogar Pablo Picasso 1933. Auch Edward Whymper (1860) war noch vor seiner Matterhornbesteigung im Schwarenbach zu Gast. Guy de Maupassant 1877 ebenfalls, worauf er die bekannte Kurzgeschichte «L’Auberge» auf Deutsch «Das Gasthaus» schrieb. Mark Twain (1878) und Sir Arthur Conan Doyle (1893) lassen sich ebenfalls im legendären Buch finden. Durch die zahlreichen Reiseberichte wurde das Berggasthaus berühmt und berüchtigt.
Ab 1896 liessen sich einige Bergtouristen vom «Gemmi-Wägelchen» hinauf transportieren. Der Kutscher musste die Fahrten zu Fuss begleiten während die Person auf der Sitzbank des Wägelchens, gezogen von einem Pferd, die Aussicht «zurück» geniessen konnte. Für diesen Dienst erhielt der Kutscher pro Ein-Pferd-Wagen und Person CHF 20.– für eine einfache Fahrt. Um die 13’000 Leute liessen sich so pro Jahr befördern.
Auch ein Kater will nach oben! «Tomba», ein auf dem Berggasthof 1988 geborener Kater ging in die Geschichte der Gipfelstürmer des Hauses ein. Er wurde weltberühmt, weil er es offensichtlich liebte, von ihm ausgesuchte Bergsteiger auf die Gipfel des Rinder- und Balmhorns zu begleiten. Er kam so etwa 15-20 Mal auf eine Bergtour und auch wieder zurück ins Gasthaus. Eine schöne Ehrung kommt Tomba zu im Beitrag von Max Pfiffner und Hedy Sigg; NZZ-Folio.
Auf keinen Fall «kleinkariert» sondern gemütlich, funktional, ideal für Bergfreunde
Heute bietet es 5 Doppelzimmer, 3 Einzelzimmer, 4 Sechserzimmer und 2 Viererzimmer plus 3 Matratzenlager mit je 15 Schlafplätzen und im Nebengebäude sind zwei Matratzenlager mit 28 und 36 Schlafplätzen zu finden. Ideal; eine grosse Zimmerauswahl für Einzelreisende, Paare, unkomplizierte Gäste, wie auch für Gruppen und Familien. Die Zimmer wurden sanft renoviert. Man gibt sich in eine Gemütlichkeit hinein aber ohne überflüssigen Luxus. Duschen und Waschräume befinden sich auf den Etagen.
Das Berghotel Schwarenbach wird in zweiter Generation von Familie Stoller-Wehrli mit viel persönlichem Einsatz geführt. Heutzutage steht es auch im Winter zur Verfügung. Wenn man sich nach einer ausgiebigen Wanderung etwas Besonderes leisten möchte, bestellt man sich den legendären Früchtekuchen – wer es lieber salzig mag, nimmt die feine Suppe aus der Berghotelküche. Auch die Salate sind eine Köstlichkeit für sich und jederzeit eine gute Wahl.
Die sorgfältige und feine Bergküche, ein ruhiges, schlichtes Nachtruhelager, die Bergwelt geschenkt dazu und zahlreiche Sonnenstunden mit fantastischen Ganzjahreswanderungen lassen einen Aufenthalt im Berghotel Schwarenbach gelingen. Was braucht es mehr zum Glück?
Berghotel Schwarenbach
3718 Kandersteg
+41 33 675 12 72
Bilder: Berghotel Schwarenbach
Text: Claudia Ruf, WegWandern.ch
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