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Wer auf der A13 durch die Schlucht fährt, kann nicht erahnen welch Wunder sich darin verbirgt. Nur zu Fuss lässt sich die Einmaligkeit der Rofflaschlucht und des darin verborgenen Wasserfalles erleben. Wer auf der Via Spluga zwischen Zillis und Splügen unterwegs ist, kommt unmittelbar am historischen Gasthaus Rofflaschlucht vorbei. Ein Abstecher führt hier über Felsengalerien hinein in die imposante Schlucht und zum Wasserfall.
Das erste nachgewiesene Gasthaus in der Rofflaschlucht entstand bereits 1639. Vieles deutet aber darauf hin, dass hier bereits zuvor Gebäude bestanden haben mussten. Während Jahrhunderten war der Alpenübergang über den Splügenpass nach Italien ein wichtiger Saumweg zur Güterbeförderung und in dieser Gegend der einzige Weg in den Süden. Das Gasthaus war Raststätte und Unterkunft für Mensch und Tier. Erst mit der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882, verlagerte sich der Verkehr, und der Passübergang verlor an Bedeutung. Die Erwerbsmöglichkeiten für die Besitzer des Gasthauses Rofflaschlucht blieben grösstenteils aus.
Die Rofflaschlucht – Ein Lebenswerk
1833 kaufte Johann Melchior von Ferrera das «Gut bey der Steinernen Brücke samt den darauf liegenden Gebäuden in Bestallung und Hütte für den Preiss Von Gulden 485». 1885 vergrösserte Andreas Melchior, der Sohn des Käufers, das «Albergo», wie das Gasthaus wegen den vielen italienischen Gästen damals genannt wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beschloss Christian Melchior-Pitschen, der Sohn von Andreas Melchior, nach Amerika auszuwandern. Die Überfahrt wurde den Auswanderern von der Gemeinde bezahlt. Zur grossen Immigrationswelle nach Amerika gehörten damals eine Rekordzahl von Schweizern. Viele verliessen wegen der Armut das Land. Es war eine Zeit des grossen Umbruchs und der grossen Depression.
Die Eltern von Christian Melchior-Pitschen bewirteten während seiner Auswanderungszeit das Gasthaus weiter. Er fand in Amerika, unter anderem, Arbeit als Diener bei einem reichen Engländer. Auf einer gemeinsamen Reise kamen sie auch zu den Niagarafällen. Er erkannte, wie mit diesem Ausflugsziel Geld zu verdienen war. Nach diesem Erlebnis dachte er noch oft an die Niagarafälle und wusste, dass es zu Hause in der Schweiz auch einen Wasserfall gab, dieser jedoch nur zu hören war, da in die Schlucht kein Weg führte.
Zurück in der Heimat machte sich Christian Melchior-Pitschen daran den Wasserfall in der Rofflaschlucht, im hintersten Teil des Tales gelgen, für das Publikum zu erschliessen. In mühseliger Handarbeit, in den Wintern zwischen 1907 und 1914 – im Sommer arbeitete man in der Landwirtschaft–, sprengte Christian Melchior mit Handbohrern und rund 8000 Sprengladungen eine Galerie aus dem Fels bis zum Wasserfall. Über 10’000 Sprenglöcher mussten mit einfachsten Handwerkzeugen in den Fels geschlagen werden. Viel Ausdauer und Kraft waren nötig, um die Sprenglöcher in den harten Stein zu schlagen. Er schuf eine Felsengalerie, die in die Rofflaschlucht und zuhinterst sogar hinter den Wasserfall und somit unter dem Rhein hindurch führt. Der Weg startet heute zuerst durch das Restaurant – wo sich der Eingang befindet – ins Museum, welches die spannende Entstehungsgeschichte der Schlucht dokumentiert, und weiter in die Schlucht.
Der grosse Besucherandrang blieb zwar am Anfang aus, dennoch gelang es Melchior mit der neuen touristischen Attraktion, die Existenz des Hotels und damit das Überleben seiner Familie zu sichern. Christian Melchior-Pitschen starb 1940 und hinterliess mit seinem Werk eine Attraktion für Generationen nach ihm.
Die 6. Generation
Heute wird das Gasthaus Rofflaschlucht und die Schlucht in der 6. Generation von der Familie Doris und Fluregn Melchior-Lanicca, den Nachfahren, geführt. Der heutigen Generation ist Nachhaltigkeit und direkte Wertschöpfung sehr wichtig. So legt sie viel Wert darauf, dass das auf den Tellern servierte, aus naturnaher Produktion aus der Region stammt. Selbst die Tischtücher und das Sonnendach wurden in der eigenen Webstube handgewoben. Auch das Holz, für die langen Tische auf der oberen Terrasse, stammt aus dem hiesigen Wald und wurden in der eigenen Sägerei geschnitten, gehobelt und verarbeitet.
Heute wird mit Holzhackschnitzeln geheizt, das Brauchwasser wird mehrheitlich mit Solarkollektoren durch die Sonne erhitzt und die Hälfte des elektrischen Stroms stammt aus dem eigenen in die Wasserversorgung eingebauten Kleinwasserkraftwerkes.
Gemütliches Gasthaus
Im Restaurant werden Spezialitäten wie frische Forellen, Rösti sowie im Sommer bei schönem Wetter verschiedenes vom Grill serviert. Auch die Sonnenterrassen laden zum Verweilen ein.
Die 9 Zimmer wurden in den letzten Jahren sanft renoviert. Schritt für Schritt, ein Raum nach dem anderen. Der grössere Teil der Zimmer verfügt über Dusche und WC. Für Preisbewusste gibt es jedoch auch noch ein paar Zimmer mit Etagendusche/WC.
Familien fühlen sich in den grosszügigen Mehrbettzimmern auf 2 Etagen besonders wohl; der Kinderspielplatz sorgt für Abwechslung.
Die Geschichte der Rofflaschlucht ist so faszinierend wie die Schlucht selbst. Einen Aufenthalt im gemütlichen Gasthaus kombiniert mit dem Besuch der Schlucht: Man muss einfach da gewesen sein!
Gasthaus Rofflaschlucht
Familie F. Melchior-Lanicca
Rofflaschlucht 141
7440 Andeer
+41 81 661 11 97
Bilder: Gasthaus Rofflaschlucht
Text: Yvonne Zürrer, WegWandern.ch
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